7. Erfolgsgeschichte

Sexueller Missbrauch: Existenz von Eliteinternat bedroht
Durch wirksame PR-Strategie Image nachher besser als vor Krise


Der Vorstand eines deutschen Eliteinternats rief mich auf Sri Lanka an. Es gebe den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs. Ein ehemaliger Schüler drohe mit brisanten Enthüllungen. Es war sofort klar, das Image und im schlimmsten Fall die Existenz des Internats waren in akuter Gefahr. Normalerweise gehört der Urlaub meiner Familie. Bei Krisenkommunikation können jedoch einzelne Tage entscheidend sein. Daher setzte ich mich mit meinem Laptop an den Pool und ging an die Arbeit. Der ehemalige Schüler hatte einen Roman veröffentlicht, indem es um Gewalt und sexuellen Missbrauch durch den ehemaligen Schulleiter ging. Jetzt drohte der Autor damit, an die Presse zu gehen. Mit Erfolg. Zunächst wollte die regionale Monopolzeitung darüber berichten. Kurze Zeit später meldete sich die „ZEIT“, das wichtigste Medium für wohlhabende Eltern, die ein Eliteinternat für ihr Kind suchen. Es sollte ein ganzseitiger Artikel mit dem Titel „Sexueller Missbrauch an Eliteinternat“ erscheinen. Ein drohender Super-Gau.

Nun setzte ich meine Kompetenz als langjähriger investigativer Journalist ein. Es stellte sich 1. heraus, dass ein Schulleiter in den 1960er Jahren körperliche Gewalt in Form von Ohrfeigen anwandte. 2. Dass ein ehemaliger Schulleiter ein intimes Verhältnis mit einer Schülerin gehabt hatte, diese Schülerin jedoch volljährig war, es sich um eine beidseitige Liebesbeziehung handelte und sie kurz vor dem Abitur stand. Und der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs? Meine Recherchen ergaben, dass es in der rund 90jährigen Internatsgeschichte keinen einzigen Fall von sexuellem Missbrauch gegeben hatte. Ich trat als langjähriger Journalistenkollege mit der ZEIT-Redakteurin in intensiven Kontakt und stellte sicher, dass keine haltlosen Gerüchte und Unwahrheiten verbreitet wurden. Das Ergebnis: Im ZEIT-Artikel wurde über den Umgang mit sexuellem Missbrauch in diversen Internaten in Deutschland berichtet. Unser Internat war mit mehreren Positiv-Botschaften vertreten. Die ZEIT schrieb, dass es im Gegensatz zu anderen renommierten Eliteinternaten in 90 Jahren keinen einzigen Fall von sexuellem Missbrauch gegeben habe und der Schutz vor sexuellem Missbrauch für die heutigen Internatsschüler vorbildlich sei. Dadurch wurden die rufschädigenden Gerüchte eines ehemaligen Internatsschülers ihrer Wirkungskraft beraubt. Aus einem drohenden Super-Gau, der im schlimmsten Fall das Aus des Internats hätte bedeuten können, war Positiv-PR geworden, ein Persilschein und Gütesiegel, ausgestellt von der ZEIT, dem in diesem Markt wichtigsten Leitmedium.


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